Zürich, Waidberg

15. September 2018


Spaziergang in der surrealen Jahreszeit zwischen Sommer und Herbst, wenige Tage vor der Tag- und Nachtgleiche. Die Sonne hat noch genug Kraft, um die Temperaturen auf 25 Grad steigen zu lassen., derweil die Nächte schon wieder frisch sind. In der ETH Hönggerberg sind mit vier Kühen die neusten Studenten eingetroffen. Oder sind es die Dozenten? Am Waldrand eine Gruppe Pfandfinder, der eine Führer hat sich eben roten Samichlaus-Mantel angezogen und den Bart montiert, nun verschwindet er im Dickicht. Über den Waidberg immer wieder Pilze am Wegesrand, ein angebissener Fliegenpilz, ein modriger Baumstrunk überwuchert von grünblättrigen Schwefelköpfen, die sich scheinbar einem Wasserfall ähnlich darüber ergiessen. Das Bild erinnert auch an eine Favela.

Später Zwischenhalt und Gipfelzigarillo auf einer Bank am Waldrand im Müseli, Blick über die wieder ergrünten Felder auf Höngg und das Limmattal hinab und über die ETH nach Regensberg. Die Wälder auf den Hügeln, Gubrist, Altberg und Lägern sowie auf dem Tafeljura noch grün, als blaugraue Striche im Dunst die Züge in Deutschland. Der trockene Sommer ist vorbei, die Luftfeuchtigkeit hoch, vom verdeckten Schiessstand auf dem Hönggerberg dringt der Schiesslärm der Sportschützen, dann und wann sind Autos und Motrorräder von der Emil-Klöti-Strasse zu hören, aber auch die startenden und landen Flugzeuge beim Flughafen. Die Kinder sind kleine bunte Punkte, die sich über die Fussballplätze Hönggerberg bewegen. Auf einmal Motorengeheul von der Emil-Klöti-Strasse her, ein Motrorradfahrer beschleunigt wie ein Irrer. Ich folge ihm mit meinem Blicken und höre ihn noch lange nachdem er in der grünen Landschaft verschwunden ist.

Es knallt, der Motorenlärm des Choppers ist verstummt und dann dann heult es. Nach einem Moment der akustischen Neuorientierung erkenne ich, dass die Schützen nun mit schwerem Geschütz schiessen und dass das Heulen von einem schlanken, fast schon zierlichen Airbus A 330-300 der Swiss gekommen ist, der über Regensdorf in Richtung Westen geschwenkt ist und nun majestätisch über dem Gubrist steigt und schon bald das Limmattal überquert. Vereinzeilte Spaziergänger passieren, eine Velogruppen von Studenten, die ob der Steilheit des Geländes überrascht sind. Zum Klang des Vier-Uhr-Geläutes verfolge ich den Landeanflug eines weiteren Swiss-Jets, ehe ich mich auf den Heimweg mache.


 

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